Aloha und Grüße aus Trier an alle Leser.
Wie die meisten schon mitbekommen haben, sind wir wieder sicher in Trier angekommen und haben auch den Jetlag ganz gut überstanden. Natürlich schulden wir euch noch den Bericht über den letzten Tag in Shanghai. Bitte schön:
Der Tag begann mit einem Jianbing; es ist immer gut, wenn Tage mit Jianbing anfangen. Damit bewaffnet nahmen wir die Metro zur Yishan Road, bei der man zum Umsteigen gefühlt 2 Kilometer laufen muss, und stiegen dann in die Linie 9 um, um nach Qibao zu fahren.
Qibao ist eine Altstadt am Rand von Shanghai, es gibt viel Wasser, Kanäle, Brücken, außerdem einen Tempel, eine Fressmeile und eine Ramschmeile. Wir schauten uns alles an, hatten aber eigentlich noch keinen Hunger, weshalb wir nur die in Qibao absolut obligatorischen 汤圆 Tangyuan aßen, dazu später mehr.
Im Anschluss daran fuhren wir zum Tianzifang, einem meiner Lieblingsorte in Shanghai, wo auch einer meiner ältesten chinesischen Freunde zu finden ist: der Stempelmacher. Ich nenne ihn grundsätzlich so, denn er geht so in seiner Arbeit auf, dass er sich richtig damit identifiziert und das ist immer cool zu sehen. Wenn man so einen Job hat, hat man’s doch irgendwie geschafft.
Der Stempelmacher hatte das, was meine Familie in Auftrag gegeben hatte, schon fertig. Innerhalb kurzer Zeit fertigte er für Christopher noch einen Stempel mit seinem chinesischen Namen 浦曙 Pu Shu an. Lustige Sache: Es gibt einen sehr bekannten chinesischen Sänger, der auch Pu Shu heißt, aber mit anderen Schriftzeichen. Christopher wurde schon öfter gefragt, ob er genau so heißt wie der Sänger. Lustigerweise lief beim Stempelmacher auch ein Lied von eben diesem Sänger in der Dauerschleife.
Dann machten wir dort noch Bekanntschaft mit amerikanischen (?) Touristen, die vom Stempelmacher total beeindruckt waren und uns für Iren hielten; ich sah das als Kompliment, haha. Die Tochter der Familie ließ sich eine Pfeife gravieren; eine chinesische Freundin fragte sie daraufhin, ob sie etwa Pfeifen sammelt, und sie meinte: „Nee, damit rauch ich Gras“ – die Chinesin war sichtlich überfordert, es war ziemlich witzig.
Dann machte der Stempelmacher noch eins seiner berühmten Namensbilder für Christopher und schenkte es ihm sogar. Bei den anderen Bildern und Stempeln bekamen wir wie immer Freundschaftspreise. Zum Abschluss machten wir noch ein Foto zusammen.
Nach dem Besuch im Tianzifang fuhren wir zum Zhongshan Park, um im Laden von China Unicom unseren Handyvertrag wieder zu kündigen. Das war der einzige richtig dumme Teil dieses Tages. Wir hatten ja unseren Vertrag am 12.05. geschlossen und für einen Monat bezahlt, also sollte man ja meinen, dass der dann bis zum 12.06. geht. Aber nein: Man eröffnete uns, dass das immer vom 1. eines Monats anfängt und dass daher unser Vertrag am 31.05. um 00:00 endet. Mein Einwand, dass das ja aber schon irgendwie Beschiss ist, da somit der gesamte 31. eines Monats flöten geht, wurde mit einem hämischen Grinsen und einem „没办法“ („kann man nix machen) abgetan. Ich würde euch jetzt daher gern empfehlen, China Unicom zu meiden, wenn ihr nach China geht, aber es gibt leider auch keine wirkliche Alternative. Daher mein praktischer Tipp: Urlaub so legen, dass man vom 02. bis zum 28. oder so fährt, dann kann das ja nicht passieren. Vermutlich.
Egal, wenden wir uns wieder erfreulicheren Dingen zu, denn der Rest des Abends war total super. Erst mal fuhren wir zum Global Harbour, um endlich die VR-Spiele im Joypolis auszuprobieren. Die waren letztes Mal aufgrund von Wartungsarbeiten nicht verfügbar gewesen. Jetzt waren sie wieder da und es gab sogar eins, das man zu zweit spielen konnte, zwar gegeneinander, aber immerhin.
Das Spiel hieß Tower Tag. Man stand quasi mit einer Knarre in der Hand auf der Plattform eines virtuellen Turmes und es gab eine ganze Menge dieser Türme. Mit der Knarre konnte man sich von Turm zu Turm schwingen und auf jedem Turm gab es auch noch einen virtuellen Pfeiler, hinter dem man sich verstecken konnte. Ziel war es, sich von Turm zu Turm zu hangeln, den Gegenspieler zu finden und abzuknallen. Wer innerhalb eines Zeitlimits öfter traf, siegte.
Ich hatte ja so was noch nie gemacht und ganz ehrlich gesagt hab ich hauptsächlich Christopher zuliebe mitgespielt. Aber was soll ich sagen? Es war richtig cool und hat total Spaß gemacht. Schade, dass es kein Video gibt, wie wir spielen, das muss von außen richtig doof aussehen, haha!
Da wir ja vom Vortag noch Spielmünzen übrig hatten, gingen wir erneut in die Arkaden. Wir spielten wieder das Klavierspiel, wobei wir sogar ein paar Rekorde knackten! Außerdem spielten wir ein Gitarrenspiel, das mega schwer war, ein Kampfspiel gegen Seeungeheuer, wobei man in einer Box saß und die Sitze wackelten und man nass gespritzt wurde, und zum Schluss ein weiteres Autorennen, bei dem ich mit meinem gelben Nissan ganz knapp gewann.
Da wir danach immer noch Zeit und vor allem Lust hatten, spielten wir noch mal Tower Tag. Ich hab sogar eine Runde gewonnen und ein Unentschieden geschafft! Hab mich also gar nicht mal so doof angestellt. Wenn wir nächstes Mal in China sind, wollen wir unbedingt einen ganzen Tag lang da verbringen und alle Spiele ausprobieren.
Unten im Global Harbour auf dem Weg zur Metro sahen wir einen Stand, bei dem man Mithilfe eines Fahrrads seinen eigenen Smoothie mixen konnte. Die Pedale waren mit dem Mixer verbunden. Das war richtig witzig, also hat Christopher es gleich ausprobiert. Dann nahmen wir die Metro zur Loushanguan Road, wobei ich unterwegs noch schnell zu Gongcha ging, um meinen letzten Tee abzuholen. Die Verkäuferin war total lieb; als ich ihr erzählte, dass das mein letzter Tag in Shanghai ist, meinte sie: „Sag es nicht weiter, aber ich mach dir ne Extraportion Oreos rein.“ ♥
Zum Abendessen waren wir mit Max aus meinem alten Kurs in Shanghai und mit Regina im Yershari verabredet, einem Restaurant mit Spezialitäten aus Xinjiang, in dem ich mich immer schwer entscheiden kann, weil einfach fast alles so lecker ist. Eine weitere Besonderheit an dem Restaurant: Auf einer Bühne werden manchmal live Tanzeinlagen geboten und dazu werden immer ein paar Leute aus dem Publikum auf die Bühne gezogen. Diesmal waren wir das. Christopher wurde sogar auserkoren, mit der bildhübschen Vortänzerin zu tanzen. Es sah zu lustig aus: Sie in ihrem eleganten traditionellen Kostüm, er in der Pikachu-Hose. Leider hab ich davon keine Fotos gemacht, da ich ja selbst auf die Bühne geschleift wurde.
Nach dem Abendessen kehrten wir dann zurück ins Hostel, wo wir noch etwas chillten und erfolglos versuchten, unsere Bordkarten fürs Flugzeug auszudrucken. Ich trank noch meinen letzten Tee mit extra Oreos, dann gingen wir packen und schlafen.
Der nächste Tag begann für uns um 8 Uhr. Nach einer schnellen Dusche ging ich in den Convenience Store, um noch Proviant zu besorgen: Baozi und den geilen Eistee mit der Zitrone.
Leider waren nur noch zwei vegetarische Baozi da, die krallte ich mir. Dann checkten wir aus und fuhren zum Flughafen. Der Flug zog sich natürlich wieder ewig und das Essen war noch schrecklicher als sonst, aber der nette chinesische Flugbegleiter gab mir auf Nachfrage hin drei Kekse, die ich mir dann sehr gut einteilte. Er fand das ziemlich witzig, wie sehr ich mich darüber gefreut habe.
Das Umsteigen war dann noch mal stressig. Wir kamen mit Verspätung in Paris an und mussten von Terminal 2E nach 2G, mussten also einen Shuttlebus nehmen und alles dauerte ewig. Wir schafften es aber noch rechtzeitig und bekamen auf dem halbstündigen Flug sogar noch ein Päckchen kleine Salzbrezeln, was mit Abstand das Beste war, das wir auf dem ganzen Flug zu essen bekamen. Kurz darauf landeten wir und da Luxemburg ein Miniflughafen ist, konnten wir schon gefühlt 5 Minuten später Christophers Oma in die Arme schließen, die uns netterweise abgeholt hat.
Tja, und jetzt sind wir schon wieder daheim, sammeln noch unsere Eindrücke und planen auf jeden Fall, noch mal nach China zu fahren, nächstes Mal dann weniger Städte und dafür mehr Zeit pro Ort. Zum Schluss noch schnell das Essen des letzten Tages.
Tangyuan in Qibao: (4 / 5)
Zuerst soll gesagt sein: Die Wertung kam zustande, weil Christopher seinem Tangyuan mit Fleisch nur 3 Sterne gegeben hat. Meins mit schwarzem Sesam bekommt nämlich glatte 5. Tangyuan sind kleine Bällchen aus Klebreismehl, die mit verschiedenen Dingen gefüllt und in einer süßen Suppe serviert werden. Die mit schwarzem Sesammus sind eindeutig die besten, wenn ihr mich fragt, das Mus ist so süß und lecker und schmeckt fast schon schokoladig, ein bisschen wie Nutella, nur halt in geil. Oft sind mir Tangyuan zu süß, aber die in diesem einen Laden in Qibao (der letzte von drei Tangyuan-Läden auf der rechten Seite, wenn man von der Metro kommt) sind wirklich genial. Ich hab übrigens zwei gegessen, weil ich eins für Nina mitgegessen habe. 🙂
Abendessen im Yershari: (4,7 / 5)
Es gab: Lammspieße, gedünsteten Brokkoli, sauerscharfe Wurzelnudeln, Okraschoten, Naanbrot mit zwei Dips (ein Joghurtdip und ein würziger Chilidip), Pfannkuchen mit Hackfleisch zum Selbstfüllen, sauerscharfe gedünstete Kartoffelstreifen und zwei Spezialitäten des Hauses. Zum einen gab es das sog. 大盘鸡 da pan ji, das „Großtellerhuhn“ mit Gemüse, Kartoffeln und Bandnudeln in einer zimtigen, fruchtigen Soße. Zum anderen den handgemachten Joghurt mit Rosinen und Walnüssen, der bei einem Besuch im Yershari irgendwie einfach nicht fehlen darf. Christophers Favorit waren die Lammspieße in Kombi mit dem Naanbrot, meine Favoriten sind irgendwie diese sauerscharfen Wurzelnudeln, normalerweise mag ich sauerscharf gar nicht, aber die sind so lecker!
So, das war’s fürs Erste von uns. Vielleicht schreiben wir demnächst noch ein kleines Fazit o. Ä., aber erst müssen wir mal alles ein bisschen sacken lassen. Danke fürs Lesen und bis bald,
Eure Baozi