Aloha und 大家好!
Nach fast acht Stunden in einem Zug mit streikender Klimaanlage kamen wir gestern gegen 15 Uhr in Peking West an. Der föhnige Wind auf dem Bahnsteig ließ schon die lauschigen 37 Grad erahnen, die uns hier erwarteten. Wir gingen vom Bahnhof aus gleich zu unserem Hostel, das in einem Hutong (kleine Pekinger Gassen) liegt. Ich war schon mal dort gewesen (allerdings vor vier Jahren) und hatte es gut in Erinnerung, das ist es aber leider nicht mehr. Steinharte Betten, ranziges Zimmer, in der Dusche wird geraucht etc. Aber Peking ist leider so teuer, dass wir uns hier nichts Besseres leisten können.
Nach einer kurzen und nicht sehr erfrischenden Dusche zogen wir wieder los, um Nina und Thomas zu treffen. Endlich! Zusammen erkundeten wir einen der bekanntesten Hutongs und wanderten von dort zum Shichahai, einem sehr schönen See.
Gegen Abend fuhren wir dann mit der Metro zu unserem Restaurant für diesen Tag. Dieses wurde von Nina empfohlen und war super gemütlich mit kleinen Booten, in denen man sitzen konnte, wobei das Essen von Livemusik mit chinesischer Zither begleitet wurde.
Nach dem Essen waren alle ziemlich müde, weswegen wir uns danach verabschiedeten und jeder zu sich nach Hause ging. Die Nacht war wie erwartet furchtbar, bei jedem Umdrehen wachte ich auf, weil das Bett wirklich einfach nur ein Holzbrett ist. Außerdem klemmt unsere Zimmertür und immer, wenn jemand den Raum verlässt oder betritt, knallen die Türen, dass das Haus wackelt.
Heute Morgen beschloss ich, die Gemeinschaftsdusche auf dem Flur auszuprobieren. Es war einen Versuch wert, aber irgendwie auch nicht. Wusste gar nicht, dass Wasserdruck auch negativ sein kann. Außerdem alternierte die Temperatur zwischen Mordor und Nordpol, dazwischen gab es nichts. Was ich aber lustig fand: An der Wand vorm Klo hing ein Schild mit einem QR-Code und der Aufschrift: „Ist dir beim Stuhlgang auch immer langweilig? Scann den Code und finde jemanden zum Plaudern!“… Äh, nein danke.
Nach dem Duschen brachen wir auf zu Wangfujing, wo wir mit Nina und Thomas verabredet waren. Der Plan war, in der dortigen Snackstraße was zu essen zu suchen. Aus dem Plan wurde leider nichts, da die doch ernsthaft die Snackstraße nicht nur geschlossen, sondern allem Anschein nach auch noch abgerissen haben! Alles nur zur Imagewahrung wegen der bevorstehenden Expo… Anscheinend wissen die nicht, dass wir Ausländer die Snackstraße viel cooler gefunden hätten als die 2000. Mall, die es eh überall gibt. Echt schade, dass alles Kulturelle so kaputt gemacht wird.
Wir disponierten also kurzfristig um und aßen zu Mittag bei 外婆家 (Grandma’s Home). Anschließend gingen wir zum Platz des Himmlischen Friedens und danach in die Verbotene Stadt, wo neuerdings der Reisepass als Eintrittskarte verwendet wird. Obwohl ich schon mal dort war, war es cool, da (vermutlich aufgrund der Hitze) nicht so viele Leute da waren und man tatsächlich mal was vom Kaiserpalast sehen konnte. Wir hatten dazu auch noch super Luftqualität und blauen Himmel, was hier schon was wert ist.
Anschließend fuhren wir mit einem gnadenlos überfüllten und aufgrund des krassen Verkehrs extrem langsamen Bus zum Himmelstempel. Das freute mich besonders, da ich den schon immer mal sehen wollte, aber immer aufgrund blöder Umstände nie dazu gekommen war. Heute schafften wir es aber, uns zwei Minuten vor Ticketverkaufsschluss noch reinzuschmuggeln.
Im Anschluss begaben wir uns zum Pekinger Fakemarkt, weil der sowieso direkt in der Nähe lag. Der sah schon etwas fancier aus als der Shanghaier Markt, aber ansonsten sind die sich sehr ähnlich und es gibt mehr oder weniger den gleichen Kram.
Zum Schluss fuhren wir zurück zu Wangfujing zu einem verspäteten Nachmittagstee bei Gongcha, und danach gingen wir zu einer Feuertopfkette namens Xiabu Xiabu, die es anscheinend nur in Peking gibt, dafür aber hier fast überall, und das ist nicht übertrieben!
Nach dem Abendessen trennten sich wieder unsere Wege und Christopher und ich erkundeten noch ein bisschen Wangfujing, bevor wir mit dem Bus zurück zum Hostel fuhren. Jetzt hängen wir im Aufenthaltsraum herum, weil wir wenig Lust auf unser ungemütliches Zimmer haben. Kommen wir also stattdessen lieber zu was Erfreulichem, nämlich Essen.
1. Abendessen in Peking: (4,8 / 5)
Es gab eine breite Palette an Gerichten: Kartoffeln mit Lotoswurzeln, Blumenkohl, Kohl, Auberginen, Tofu und „Glückskekse“, worunter man hier ein bisschen was Anderes versteht als in Deutschland. Es war super lecker, nur die Auberginen schmeckten mir persönlich etwas zu fleischig, weil anscheinend kleine Fleischstücke drin waren.
外婆家 Grandma’s Home: (4,2 / 5)
Eins vorweg: Geschmacklich war es super. Gestört hat uns, dass unser mehrfach geäußerter Wunsch, den Knoblauch wegzulassen, da Thomas den nicht essen kann, ignoriert wurde und als wir darauf hinwiesen, hieß es erst mal: Waaas, da ist doch gar kein Knoblauch drin?! Das Gericht ging dann zurück und als es wieder kam, war der Knoblauch mehr schlecht als recht einfach rausgepickt. Ein Gericht konnte ohne Knoblauch angeblich nicht gemacht werden und das neue Gericht kam gefühlt eine halbe Stunde, nachdem wir fertig waren. Immerhin war es super lecker! Meine Favoriten waren die Erbsen und der Blumenkohl. Auch cool fand ich die Baozi, die wie Pilze aussahen und sogar einen Stiel hatten! Leider waren die mir zu süß.
Xiabu Xiabu Hotpot: (5 / 5)
Nach dem enttäuschenden Hotpot in Shanghai war das hier so geil!! Wir hatten zwei verschiedene gemischte Gemüseplatten und eine Pilzplatte, dazu noch ein paar extra Zutaten wie Tofu, Lotoswurzeln, Niangao, Nudeln etc. Es gab eine umfangreiche Soßenbar, aber die Brühe an sich war schon so lecker, dass man die kaum brauchte. Thomas und ich hatten die überaus leckere Currybrühe, Nina hatte eine mit Tomate und Mais, Christopher nahm die Pilzbrühe. Alle drei waren einfach mega lecker und alle Zutaten waren frisch, farbenfroh und perfekt.
Das war’s so weit von unserer Seite. Langsam wird es Zeit, in unsere Steinbetten zu krabbeln. Urks… Bis bald,
Eure Baozi
Die baozi sehen ja echt wie Champignons aus, cool! Der Name des Restaurants klingt wie das japanische Feuertopfgericht Shabu shabu. Solche Gemeinsamkeiten von Sprachen sind immer wieder spannend!
Eure aktuelle Unterkunft klingt wirklich schrecklich 🙁 und solche duschen kenne ich. Allerdings stelle ich mir unter negativem Wasserdruck vor, dass das Wasser in den Duschkopf hochfließt xD
Ich hoffe, ihr schlaft trotzdem ein bisschen erholsam!
Ja, genau so meinte ich das mit dem Wasserdruck! 😀 Wenn man unter dem Strahl steht, weiß man nicht so genau, ob das Wasser wirklich an ist. Es gibt noch einen dicken „Massagestrahl“, aber dessen Düsen sind so verstopft, dass es da nur raus tropft.