Aloha und 你们好,liebe Baozi-Freunde!
Das Zitat aus dem Titel stammt von Konfuzius und heißt übersetzt so viel wie: Wenn Freunde von weit her kommen, ist das nicht auch eine Freude? Da hatte Konfuzius wieder mal Recht, muss man sagen, aber dazu später mehr.
Nach einer sehr erholsamen Nacht starteten wir frisch und ausgeruht mit einem typisch chinesischen Frühstück in den Tag, nämlich 凉皮 liangpi. Das sind kalte Nudeln, die mit geraspelter Gurke, Sojasprossen und Glutenbällchen sowie Sojasoße, Sesamsoße und Sesamöl garniert werden. Auch Chiliöl findet sich normalerweise darauf, ebenso wie Erdnüsse und Koriander, aber auf Letztere verzichteten wir.
Dann fuhren wir mit der Metro zum Zhongshan Park, um weitere Erledigungen zu tätigen und uns einfach etwas umzusehen. Der Nachmittagstee wurde spontan auf den Mittag verlegt und ich konnte Christopher für Panda-Tee begeistern, hurra! Mittagessen holten wir uns in einem Minderheitenrestaurant der 土家 Tujia, die in den Provinzen Hunan und Hubei leben.
Nach dem Mittagessen gingen wir zu Fuß durch Changning zurück zu Global Harbour, wo wir das niedlichste Dessert und den gigantischsten Tee aller Zeiten fanden, auch dazu später mehr.
Gegen 17 Uhr machten wir uns dann mit der Metrolinie 11 auf den Weg nach Jiading, einem Stadtteil ganz im Westen von Shanghai. Dort lebt seit etwas mehr als einem Jahr meine Freundin Liu Huan, deren Familie mir bei meinem ersten Chinaaufenthalt quasi das Leben gerettet hatte, und diese hatte uns spontan zum Abendessen eingeladen. Ich hab mich natürlich sehr gefreut, sie endlich mal wieder zu sehen und auch für Christopher war das was Besonderes, denn als normaler Tourist bekäme man ja nicht unbedingt die Möglichkeit, bei einer chinesischen Familie zu essen.
Die Fahrt dauerte gut 40 Minuten und die Metro war rushhourbedingt recht voll. Hat mich ehrlich gesagt gewundert, dass so viele Menschen in diese Pampa wollen, aber da sind wirklich viele Wohngebiete mit zahlreichen Hochhäusern.
Liu Huan holte uns zusammen mit ihrer Tochter Yishu an der Metrostation ab – und das mit dem Auto. Mich hat das voll gefreut, dass sie sich jetzt ein Auto leisten konnte. Wenn es jemand auf dieser Welt verdient hat, dann definitiv sie. Die guten Nachrichten hörten damit nicht auf: Eine schöne große Wohnung hat sich die Familie jetzt auch gekauft, im November können sie einziehen.
Zur Begrüßung bekamen wir erst mal Hausschuhe und es war gar nicht so einfach, für Christophers westliche Riesenfüße passende zu finden. Hat dann aber doch noch geklappt. In der Küche wuselte Liu Huan geschäftig mit ihrer Mama am Herd herum, während Christopher damit beauftragt wurde, eine Melone zu zerteilen. Dann kam Liu Huans Mann Shi von der Arbeit zurück und gesellte sich zu uns.
Und meine Herren – ist der Kerl aufgeblüht heute! Ich hatte ihn als eher reservierten, strengen Mann in Erinnerung, aber heute machte er mir direkt mal ein fettes Kompliment, dass mein Chinesisch ja schon wie von einem Chinesen sei. Aus seinem Mund war das für mich echt schon was Besonderes. Wie sich herausstellte, hat er kürzlich angefangen, Englisch zu lernen, und obwohl er natürlich das Gegenteil behauptete, war sein Englisch verhältnismäßig echt gut. So kam kein peinliches Schweigen auf und alle konnten sich gut unterhalten.
Das Essen begann typisch chinesisch mit den Worten: „Ja, Entschuldigung, dass es heute nichts Besonderes gibt, nur ganz einfache Gerichte“, aber was Liu Huan auftischte, war einfach nur der Hammer! Es gab einen ganzen Fisch mit zerstampften Chilischoten (wobei Christopher als Ehrengast den Kopf bekam und diesen auch tapfer aufaß), eingelegten Salzkohl, Bohnen mit Kartoffeln und Schweinefleisch, Tomate-Rührei-Suppe (die ich wiederum tapfer aufaß), Gurkensalat, Weißkohl mit Glasnudeln, Teeeier, Lotosfrikadellen und als großes Highlight scharfe Riesenkrabben. Was mich besonders gerührt hat: Als ich das erste Mal bei Liu Huan war, gab es die Lotosfrikadellen und die waren mein absoluter Favorit. Extra für mich hat sie heute eine vegetarische Variante davon gemacht. So lieb von ihr!
Nach dem Essen wurde ich von Yishu in ihr Zimmer entführt, wo sie mal wieder mit ihrem grenzenlosen Talent beeindrucken konnte. Nicht nur, dass sie das Lunyu (die Gespräche des Konfuzius) auswendig aufsagen UND mir auch die Bedeutung der einzelnen Passagen erklären konnte, nein, dazu lernt sie jetzt auch noch Violine und Schlittschuhlaufen. Sie sagt, sie mag irgendwie alles und kann zwar nichts so richtig gut, aber erstens stimmt das nicht und zweitens, hallo, es gibt nichts, was die Kleine nicht kann. Außerdem zeigte sie mir ihre letzte Klassenarbeit, in der sie „nur“ 97/100 Punkte hatte. Als ich Liu Huan erzählte, dass deutsche Eltern sich schon über 70 freuen würden, konnte sie das kaum glauben.
Im Wohnzimmer unterhielt sich Christopher derweil sehr angeregt mit Liu Huans Mann, der noch weiter aufzublühen schien. Die beiden gingen zusammen Christophers chinesisches Phrasenbuch, das ich für ihn zusammengestellt hatte, durch und auch hierfür fand Shi lobende Worte, wie ich später erfuhr. Jedenfalls waren alle begeistert von Christopher und man sagte mir, den muss ich unbedingt behalten.
Die Zeit verging wie im Flug und ehe wir es richtig bemerkten, waren vier Stunden um und wir mussten los, um die letzte Metro noch zu kriegen. Die ganze Familie begleitete uns noch zur Metro und gab uns noch Reste vom Essen mit. Wir hatten für Yishu eine große Tüte Haribo mitgebracht, worüber sie sich sehr freute.
Jetzt sind wir also wieder im Hostel und fühlen uns beide sehr zufrieden mit uns und der Welt. Nun kommen wir also zum Essen:
Tujia-Essen (geschmorte Aubergine, gedünsteter 窝笋 wosun, Fladenbrot mit eingelegtem Grünzeug, Tintenfischtopf und Tofu-Pannkuchen, in denen irgendwie kein Tofu drin war): (4,1 / 5)
Christopher fand das Essen ein gutes Stück besser als ich. Das lag daran, dass in den Pfannkuchendreiecken statt Tofu Würstchen drin waren und dass selbst in meinem gedünsteten Gemüse kleine Fleischstücke drin waren, wodurch es nervig zu essen war. Das Fladenbrot war irgendwie ganz geil, aber irgendwie auch nicht, schwer zu erklären. Einig waren wir uns aber bei der Aubergine, die absolut genial war und alleine auf jeden Fall 5 Sterne erhalten hätte.
Schweinchen-Eis: (4 / 5)
Wir konnten bei diesem putzigen Eis nicht widerstehen. Christopher hatte die Geschmacksrichtung Meersalz, was viel besser schmeckt, als es sich liest, ich entschied mich für klassisches Erdbeereis, das passte auch farblich gut.
Monster-Tee: (3 / 5)
Dieses Monstrum von einem Tee war mit 25 Yuan erstaunlich günstig. Es handelte sich um Jasmingrüntee mit angeblich 8 verschiedenen Früchten. Diese befanden sich auch im Becher und konnten danach gegessen werden, was definitiv das Beste an dem Tee war. Der Tee selbst war anfangs gewöhnungsbedürftig, wurde aber mit jedem Schluck besser.
Abendessen bei Liu Huan: (5 / 5)
Ich hab grad Christopher gefragt, was sein Favorit des Abends war. Antwort: alles. Kann ich mich eigentlich nur anschließen. Alles war super lecker und vor allem hatten wir einfach sehr viel Spaß.
Jetzt ist gleich schon wieder Mitternacht, also geht’s für uns erst mal ins Bett.
Bis bald und macht’s gut!
P. S. Die Kommentarfunktion ist übrigens keine Deko, sondern kann gern genutzt werden! Wenn ihr irgendwelche Wünsche habt, z. B. „Schreibt doch mal über dies und das“, „Laber mal nicht so viel“ oder so, dann lasst uns das gerne wissen.
Gibt es was cooleres, als in einem anderen Land bei Menschen zu essen die dort wohnen? <3
Das Eis sieht echt witzig aus. An Salz hätte ich mich jetzt auch nicht getraut. Das muss man wohl einfach selber probiert haben. Allerdings schmeckt (mir jedenfalls) Schokolade mit Salzbrezeln ja auch.
Ich kann mich nur über eure schönen Erlebnisse mitfreuen <3
Besser spät als nie.
P. S. Die Kommentarfunktion … „Laber mal nicht so viel“ ….
„Laber lieber noch mehr xD“
Die Texte sind so gut zu lesen und machen echt Spaß. Man wünscht sich echt selbst dabei gewesen zu sein. Da müssen so viel Impressionen auf euch eingeschlagen haben.
Ich will gar nicht mehr aufhören zu lesen. Bring bitte ein Hörbuch raus xD Dann kann ich mich zurücklehnen, die Augen schließen und alles noch besser visualisieren